Die kälteste Zeit des Jahres ist angebrochen. Temperaturen konstant um den Gefrierpunkt und darunter sind der Normalfall. Wer auch bei Minusgraden draußen fahren will, kommt um ein gutes Kleidungskonzept nicht herum. Da das Temperaturempfinden sehr subjektiv ist, gehe ich im Folgenden darauf ein, was mich warmhält und wie ich auch im Winter beim Radleben im Freien den Spaß beibehalte.
Radfahren im Winter
Wie bereits erwähnt, bin ich kein großer Freund vom Rollefahren im Keller bzw. Indoor-Training. Zwar gibt es mittlerweile tolle Möglichkeiten, die einem die Zeit auf der Rolle verkürzen, dennoch kann ich dem Ganzen nicht viel abgewinnen. Unbestritten sind auch die Vorteile, die strukturierte Trainingsprogramme bei konstanten Bedingungen haben sowie die hohe Effizienz der neuen Generationen von smarten Rollentrainern. Ich habe einen Bürojob und will meine Freizeit auf dem Rad einfach gern an der frischen Luft verbringen.
Im Winter fahre ich bei Minusgraden dennoch ausschließlich lockere Einheiten. Die kalte Luft kann bei hoher Belastung den Lungen schaden. Insofern lasse ich es weitestgehend locker angehen. Bei Temperaturen unter -10 C° trainiere ich nicht draußen. Länger als zwei bis drei Stunden sind meine Ausfahrten im Winter auch nicht. Irgendwann sind meine Füße trotz Winterschuhen taub.
Die meiste Zeit verbringe ich im Winter auf dem Gravelbike. So kann ich nach Lust und Laune ins Gelände abbiegen oder Kilometer auf der Straße sammeln. Das Rennrad bleibt im Winter im Keller, und auch Mountain Bike fahre ich eher selten.
Zwiebel ist Trumpf
Jeder kennt es: das Zwiebelprinzip bei der Kleidungsauswahl besteht aus mehreren, übereinanderliegenden Schichten. D.h. mein Kleidungskonzept im Winter fängt mit einem Langarmunterhemd an. Gute Erfahrungen habe ich mit radspezifischen Unterhemden von Craft und Rapha gemacht. Sie tragen nicht zu dick auf und halten dennoch warm. Auch Skiunterwäsche taugt auf dem Rad. Es geht weiter mit einem Langarmtrikot. Das ist bei mir kein Thermotrikot, sondern ein ganz „normales“ Langarmtrikot, das auch nicht allzu dick aufträgt.
Je nach Temperatur kommt dann entweder eine Weste bspw. mit Polartec Alpha oder Primaloft Fütterung. Im Gegensatz zu Daune sind die Kunstfaserisolierungen pflegeleichter, dünner und atmungsaktiver. Daune mag zwar wärmer sein, bei sportlicher Anstrengung überwiegen für mich jedoch die Vorteile von Kunstfaser.
Als äußere Schicht habe ich exzellente Erfahrung mit der Sportful R&D Winterjacke gemacht. Sie ist ebenfalls mit Polartec Alpha Isolierung gefüttert, hat einen super Schnitt, Rückentaschen und ist auch bei Regen und Schneefall wasserdicht. Zudem hat sie einen hohen Kragen, was ich sehr mag.
Die Hosenwahl ist relativ einfach. Nach persönlichem Temperaturempfinden gibt es unterschiedlich stark gefütterte lange Radhosen. Der Vorteil einer langer Winterradhose gegenüber einer Kombination aus kurzer Hose und Beinwärmer ist der, dass die lange Radhose durchgängig gearbeitet ist. Es entstehen keine Kältebrücken, und verrutschen kann auch nichts. Wichtig ist, dass die Hose winddicht ist und einigermaßen wasserabweisend, sodass Spritzwasser, Schnee oder ein kurzer Schauer nichts ausmachen.
Hände, Füße und Kopf
Bei Kälte sind die Hände glücklicherweise nicht mein Problem. Selbst bei eisigen Temperaturen reichen mir auf dem Rad normalerweise dünnere Handschuhe. Wichtig bei Handschuhen ist nur, dass sie winddicht sind. Warm werden die Hände bei mir beim Radfahren von alleine.
Die Füße sind schon eher mein Problem. Ich trage immer Wintersocken und habe dedizierte Winterradschuhe mit Primaloft Fütterung. Nichtsdestotrotz spüre ich bei Temperaturen unter null nach spätestens zwei Stunden meine Zehen und Füße nicht mehr. Tatsächlich bin ich am Überlegen, ob ich mir beheizbare Sohlen für meine Radschuhe kaufe.
Wichtig ist, dass der Kopf schön warm bleibt. An sich trage ich nur eine dünne Gore Windstopper Helmmütze unter meinem Helm. Die reicht bei mir schon aus, um nicht auszukühlen und trägt kaum auf. Zudem fahre ich immer mit Radbrille und mit Halstuch. Über Mund und Nase habe ich nichts, das stört mich eher. Um die Haut im Gesicht zu schützen, kommt noch Kältebalsam in Frage, wobei ich mir noch überlegen muss, ob ich eine Schicht Creme oder Balsam im Gesicht haben möchte. Schließlich komme ich auch im Winter auf dem Rad ins Schwitzen. Mit einer Schicht Balsam im Gesicht stelle ich mir das dann nicht ideal vor.
Empfehlung
Mit dem beschriebenen Kleidungskonzept komme ich auch bei großer Kälte gut durch den Winter. Bei den Materialien bleibe ich im Wesentlichen bei Kunstfasern. Im Gegensatz zu Merinowolle trocknen sie schneller. Dadurch habe ich insgesamt ein trockeneres Hautgefühl.
Auch bei Kälte ist es wichtig, während des Sports zu trinken. Mittlerweile gibt es gute Isolierflaschen fürs Rad. Meist fülle ich die mit Tee mit ein wenig Zucker. Das macht es dann auf dem Rad oder während einer kurzen Pause irgendwie gemütlich und wärmt von Innen.
So gewappnet erklären mich zwar nach wie vor Außenstehende für verrückt, bei den eisigen Temperaturen aufs Rad zu steigen, für mich selbst ist es mittlerweile normal. Dennoch: ich freue mich jetzt schon wieder auf den Sommer…