Eine epische Fahrt über den Col du Galibier: Regen, Kälte und der Col du Glandon

Col du Galibiert, Gipfelfoto

Der Col du Galibier stand schon lange auf meiner Bucket List. Nach den großartigen Erfahrungen am Mont Ventoux im Jahr 2019 war der nächste Schritt klar: Der Col du Galibier, ein ikonischer Pass der Tour de France, sollte bezwungen werden – das war der Plan. Corona hatten wir nicht auf dem Zettel…

Letztendlich haben wir dieses Jahr Nägel mit Köpfen gemacht und sind Ende Juni ins Maurienne Tal aufgebrochen, um den Col du Galibier zu bezwingen.

Für alle, die den Galibier nicht kennen, hier ein Kommentar von chatGPT zum Galibier:

„Der Col du Galibier ist ein ikonischer Bergpass in den französischen Alpen und ein legendärer Schauplatz im Radsport. Er hat eine Höhe von 2.642 Metern und gilt als eine der herausforderndsten Berganstiege der Tour de France.

Die Strecke zum Col du Galibier ist geprägt von atemberaubenden Ausblicken auf die umliegende Berglandschaft, aber auch von extremen Wetterbedingungen und anspruchsvollen Straßenverhältnissen.

Die Passage über den Col du Galibier stellt nicht nur eine körperliche, sondern auch eine mentale Herausforderung für die Radfahrer dar, da sie mit steilen Anstiegen, dünnem Sauerstoff aufgrund der Höhe und unberechenbarem Wetter konfrontiert werden.

Insgesamt verkörpert der Col du Galibier die Essenz des Radsports: Härte, Ausdauer, Teamarbeit und der unerschütterliche Wille, extreme Herausforderungen zu meistern. Seine Präsenz in der Tour de France und anderen bedeutenden Rennen hat dazu beigetragen, den Pass in der Radsportgemeinschaft zu einer Ikone zu machen.“

Die Reise beginnt

Genau diese Herausforderungen haben wir gesucht. Die Planung war rasch erledigt: mit den Erfahrungen unseres Trips zum Mont Ventoux hatten wir schnell ein kleines Mobile Home gebucht, die vier Freunde auf zwei Autos verteilt und die Routen geplant.

Ausgangspunkt war Saint-Michel-de-Maurienne im Maurienne Tal. Von hier aus startet der Anstieg über den Col du Télégraphe zum Galibier. Wir sind an einem Donnerstagnachmittag angekommen und haben geplant den Galibier am Freitag in Angriff zu nehmen. Am Samstag wollten wir auf den Col de la Croix de Fer und Sonntag wieder zurück nach Hause.

Auf den Galibier wollten wir nicht einfach hoch und wieder runter. Nein, wir haben eine Rundtour geplant. Vom Galibier runter nach Bourg-d’Oisans und von dort über Allemond und den Grand Maison Stausee auf den Col du Glandon, runter ins Maurienne Tal und zurück zu unserem Mobile Home. Alles in Allem 160 km und über 4.000 Höhenmeter. Ein Klacks.

Anstieg zum Col du Galibier
Anstieg zum Col du Galibier

Die Realität

Mit dem Wetter hatten wir diesmal leider wenig Glück. Bei unserer Ankunft empfingen uns Regen und Wolken. Wir nutzten eine Regenpause und haben am Donnerstag die Beine ein wenig gelockert, indem wir auf den Col du Télégraphe gefahren sind. Ein schöner Anstieg, nicht allzu lang und nicht allzu steil. Wieder zurück im Mobile Home hat der Himmel dann endgültig seine Schleusen geöffnet.

Am Freitag war an Radfahren an sich nicht zu denken. Regen den ganzen Tag. Bevor wir allerdings den ganzen Tag nur rumsitzen und Bier trinken, haben wir uns eingepackt und sind zwei Stunden im Regen durchs Maurienne Tal gefahren, um dann anschließend die Räder zu putzen.

Am Samstag spielte das Wetter mit und wir starteten in Richtung Galibier. Bei strahlendem Sonnenschein und angenehmen Temperaturen fuhren wir über den Télégraphe, dann hinunter nach Valloire und schließlich die 17 km lange Auffahrt zum Galibier. Der Anfang des Anstiegs verlief recht angenehm. Die letzten 7 km jedoch wurden steiler und die Luft dünner. Für diesen Abschnitt habe ich über eine Stunde gebraucht, plus drei Pausen. Über der Marke von 2.000 Höhenmetern funktioniere ich einfach nicht. Auf der Passhöhe angekommen, wollte ich dann erschöpft umdrehen. Meine Freunde haben mir gut zugeredet und mich überzeugt weiterzufahren. Die nächsten 50 km bergab nach Bourg-d’Oisans dienten der Regeneration, die dringend nötig war. Denn was danach kam, hatten wir alle unterschätzt – der Anstieg zum Col du Glandon. Dieser Abschnitt war eine echte Herausforderung, mit steilen Abschnitten und kontinuierlichem Regen. Oben auf dem Gipfel fühlten sich die Temperaturen wie unter 10°C an, der Nebel war dicht und der Regen anhaltend. Bei der Abfahrt ins Tal war ich froh über meine Scheibenbremsen. Nach fast 9 Stunden Fahrzeit, 163 km und 4.400 Höhenmetern erreichten wir endlich wieder unser Mobile Home.

Der Sonntag stand ganz im Zeichen der Heimreise, ohne weitere Radtouren. Nach dem Frühstück machten wir uns direkt auf den Weg nach Hause.

Col du Glandon
Col du Glandon

Fazit

Die Tour über den Galibier stellte die bisher anspruchsvollste Fahrt dar, die ich je unternommen habe. Trotz aller Anstrengung fühlten sich meine Beine während des Anstiegs zum Glandon gut an und ich war nie komplett am Limit. Dieses Gefühl schreibe ich meinem strukturierten Training im Vorfeld und meiner Leistungssteuerung über Wattwerte zu. Dennoch, nach der Tour war ich völlig ausgepowert.

In Bezug auf meine Ausrüstung war ich perfekt ausgestattet. Mit Primaloft Jacke, Shakedry Regenjacke, Arm- und Beinlingen, langen Handschuhen und Primaloft Veste war ich gut versorgt. Allerdings musste ich mit Lenkertasche fahren – zuerst zum Spott der anderen, dann voller Neid, weil ich jederzeit perfekt angezogen war. Das Maurienne Tal erwies sich als idealer Ausgangspunkt für weitere Passfahrten. Schon jetzt planen wir das kommende Jahr und haben den Col de la Madeleine und Col de l’Iséran ins Visier genommen.

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