Es gibt sie: Bib-Shorts für den Indoor-Einsatz. Wie bei so vielen Dingen war ich mal wieder vorschnell mit meiner Meinung. Indoor-Radhosen brauche ich nicht – so ein Mumpitz.
Von Herbst bis ins Frühjahr fahre ich einige tausend Kilometer indoor auf Zwift mit meinem Wahoo Smart Trainer. Insgesamt umfasst mein Indoor-Training ca. ein Drittel meines Jahrespensums. Da kommen schon einige Stunden zusammen. Zugegebenermaßen habe ich bis vor zwei Jahren in erster Linie meine älteren Radhosen fürs Indoor-Training verwendet. Die Hosen werden permanent komplett durchgeschwitzt und leiden doch ziemlich. Zudem haben die normalen Hosen meist ein etwas dickeres Material, was das Schwitzen weiter fördert, und kleben schweißnass auf der Haut.
Indoor-Bib-Shorts zeichnen sich vor allem durch dünnere und/oder perforierte Stoffe aus, die den Schweiß besser nach außen transportieren und die Beine besser kühlen sollen, speziell wenn man wie ich einen Ventilator beim Indoor-Training verwendet.
Nun gut: ich habe ja auch lange Winterhosen für draußen. Vielleicht machen dünne Bib-Shorts für den Indoor-Einsatz doch Sinn, zumal ich ja – wie oben beschrieben – durchaus viel drinnen fahre.
Le Col x Wahoo Indoor-Training-Trägershorts
Im Zuge einer Strava Challenge habe ich einen Le Col Gutschein bekommen. Diesen habe ich für die Le Col Indoor-Training-Trägershorts verwendet, die stolze 210 € kosten. Der Stoff ist an sich fast so dick wie der einer normalen Radhose, allerdings sind die Stoffbahnen auf den Außenseiten der Oberschenkel komplett perforiert. In den ersten Wochen saß die Hose sehr eng und ist insgesamt sehr lang. Die enge Passform finde ich gut, die Beine sind mir zu lang. Das Polster ist eher breit und unauffällig. Nach ein paar Wochen hat sich der Stoff merklich geweitet, sodass fast schon eine Größe kleiner geeigneter wäre. Zudem haben sich die Nähte des Polsters gelöst – und zwar so weit, dass ich die Hose reklamiert habe.
Der Reklamationsprozess bei Le Col ist sehr unkompliziert und vorbildlich. Nach kurzer Zeit haben sie mir eine neue Hose geschickt. Die alte habe ich behalten. Doof war nur, dass nach ein paarmal fahren das gleiche Problem aufgetreten ist: Die Nähte des Polsters haben sich gelöst. Nach erneuter Reklamation habe ich einen Gutschein bekommen, den ich mittlerweile für ein Trikot verwendet habe. Die Hosen habe ich beide auf eigene Kosten bei einer Schneiderin reparieren lassen. Die Nähte halten jetzt, die Stoffe sind dennoch ausgeleiert. Die Hosen sind trotzdem weiterhin im Einsatz, allerdings nur für kürzere Indoor-Einheiten.
Die getestete Hose gibt es nicht mehr im Programm von Le Col. Offenbar war ich nicht der Einzige, der nicht 100% zufrieden war. Die Hose scheint jetzt einen anderen Stoff zu haben. Ob die Qualität der Nähte auch verbessert wurde, kann ich nicht sagen.
Assos Equipe RSR Bib Shorts Superléger S9
Mit Assos Hosen habe ich bisher sehr gute Erfahrungen gemacht, daher war ich gespannt auf die Superléger Shorts von Assos. Die Hose ist keine explizite Indoor-Hose. Sie ist ebenso für Fahrten bei großer Hitze im Freien gedacht. Der Preis ist mit 250 € sehr hoch. Wenn man etwas Geduld hat, kauft man die Hose im Rahmen von Rabattaktionen der einschlägigen Online-Shops.
Was sofort auffällt: der Stoff der Hose ist verdammt dünn. Dennoch macht er einen stabilen Eindruck. Obwohl ich mir die Hose in meiner üblichen Assos Größe gekauft habe, sitzt sie sehr eng. Nicht unangenehm, eher mit hoher Kompression, die auch beim Fahren gut funktioniert. Die Länge der Beine ist etwas kürzer als bei der Le Col. Das Polster ist Assos-typisch straff, bleibt an Ort und Stelle und ist auch nach drei Stunden Indoor-Radeln noch bequem.
Zunächst hatte ich die Befürchtung, dass sich der Stoff ebenso weiten und die Nähte möglicherweise auch aufgehen würden durch meine vornehmlich starre Position auf dem Indoor-Rad. Die Befürchtungen haben sich allerdings zerstreut. Die Hose ist nach vielen Fahrten und vielen Wäschen immer noch genauso eng und die Nähte sind einwandfrei.
Fazit
Der Gewinner steht klar fest: die Assos Shorts. Ich denke, Le Col hat die Schwächen der ersten Generation ihrer Indoor-Shorts erkannt und entsprechend nachgebessert. Ob die aktuelle Generation an die Assos Shorts rankommt, kann ich nicht beurteilen. Ausprobieren werde ich es nicht, da ich mit der Assos meine Indoor-Hose gefunden habe. Bei den hitzigen Sommertemperaturen in Deutschland werde ich sie auch mal draußen ausprobieren. Ziere mich noch ein wenig, da der Stoff an den Beinen leicht transparent ist.
Die Le Col Hose hätte ich auf keinen Fall draußen angezogen. Bei ihr sind die Löcher an den Beinen einfach zu groß und die Beine zu lang.
Am Ende kann ich sagen, dass sich eine Indoor-Hose aus mehreren Gründen lohnt: Sie ist dünner, trägt sich auch schweißnass noch angenehm und zudem halten meine (teuren) normalen Rad Hosen länger, wenn ich sie ausschließlich draußen nutze.