Open WI.DE – die ersten 1.000

Open WIDE Praxiserfahrung

Nachdem mein Open WI.DE nun die ersten 1.000 km auf dem Buckel hat, ist es Zeit für eine erste Bestandsaufnahme.

1.000 km sind auf den ersten Blick nicht allzu viel, wenn man bedenkt, dass ich das Rad seit Anfang Juni habe. Dadurch, dass ich das Rad zu ca. 80 Prozent im Gelände bewege, kommen tatsächlich bei mir auch nicht die Umfänge zustande wie beispielsweise auf dem Rennrad. Zwar verleitet die Leichtigkeit des Opens zum Schnellfahren, andererseits genieße ich beim Graveln die Ruhe der Natur fernab der mit Autos überlasteten Straßen und versuche es daher, ruhiger angehen zu lassen. Die längste Tour war ca. 110 km lang mit ca. 2.000 Höhenmetern im Rahmen des Flare Bike Festivals. Im Schnitt sind meine Touren rund um Heidelberg zwischen 30 und 50 km lang.

Das Bike

Wie bereits im ersten Beitrag zum Open erwähnt, war es Liebe auf den ersten Blick. Auf dem Rad habe ich mich von Anfang an wohlgefühlt, wenngleich ich eine etwas entspanntere Sitzposition erwartet hätte. Entspannt habe ich die Sitzposition innerhalb der ersten Wochen durch einen kürzeren Vorbau (90 mm anstatt 110 mm) und ein wenig Rumprobieren mit der Anzahl der Spacer unter dem Vorbau. Alles in allem sitze ich angenehm gestreckt. Die Sattelüberhöhung ist ebenso moderat. Probleme mit Rückschmerzen hatte ich bisher in keiner Situation.

Das Rad ist mit fahrfertigen 8,4 kg ein wenig schwerer als mein Scott Addict Gravel Bike. Dennoch fühlt es sich leichter an. Das Handling ist sehr spielerisch, ohne nervös zu wirken. Auch auf schnellen Abfahrten liegt das Rad satt und jederzeit gut beherrschbar auf dem Schotter. Die Vibrationsdämpfung empfinde ich ebenfalls als besser als bei meinem Scott. Das kann aber auch daran liegen, dass die 45 mm breiten WTB Riddler Reifen einen guten Job machen und sich mit 2,5 bar Luftdruck komfortabel fahren. Die Rahmensteifigkeit sowohl im Tretlager- als auch im Steuerkopfbereich ist sehr hoch – auch wieder, ohne unkomfortabel zu sein. Jeder Tritt wird konsequent in Vortrieb umgesetzt. Auf verblockten Trails lässt sich das Bike präzise steuern, egal ob in Unterlenkerposition oder auf den Bremshebeln.

Längere Bikepackingtrips habe ich tatsächlich noch nicht unternommen. Die Taschen habe ich nun alle beisammen. Aber mit der Auswahl bin ich noch nicht glücklich. Dadurch, dass ich einen S-Rahmen habe, habe ich teilweise wenig Spielraum für Taschen. Konkret hat die 16 l Revelate Spinelock Satteltasche nicht gepasst, da zu wenig Platz zwischen Sattel und Hinterreifen war. Ähnliche Probleme habe ich auch beim Lenker. Zwar habe ich bewusst einen 44 mm breiten Lenker gewählt, dennoch bin ich gezwungen, eine Lenkerrolle mit kleinem Volumen zu nehmen (ca. 7 l), da sie sonst am Vorderreifen streift. Dazu werde ich separat berichten, sobald ich mehr Erfahrungen gesammelt habe.

Alles in allem ist das Fahrverhalten ein Traum. Ich freue mich jedes Mal, aufs Open zu steigen. Für mich ist genau dies die Bestätigung, das richtige Rad gekauft zu haben. Ich fahre es einfach super gerne und habe bereits während meiner Touren ein Dauergrinsen im Gesicht – alles richtig gemacht.

Open WIDE Nightride
Open WIDE Nightride

Die Ausstattung

Ich will nicht so weit gehen zu sagen, dass die Ausstattung nicht ganz mit dem Rahmen mithalten kann, dennoch gibt es hier ein wenig mehr Schatten als beim Fahrverhalten selbst. Zugegebenermaßen ist dies jedoch Jammern auf sehr hohem Niveau.

Was sofort auffällt: das Rad ist laut. Das bin ich von meinen anderen Rädern nicht gewöhnt. Ich fahre die Campagnolo Ekar Gruppe, die eine großartige Haptik besitzt und insgesamt auch gut funktioniert, mal sind die Schaltvorgänge super weich, mal etwas hakelig. Ein Muster konnte ich bisher noch nicht feststellen. Unter Last knarzt sie allerdings sehr unangenehm. Die Kassette sitzt fest auf der Nabe. Das habe ich geprüft. Die Kette ist ausreichend geölt – keine Ahnung, was das noch sein kann. Vermutlich ist es eine Einstellungssache. Das wird sich zeigen, wenn ich das Rad zum Service zu bikeinnovations nach Lampertheim bringe.

Die Bremsen der Ekar sind allerdings überragend. Sowohl in der Dosierung als auch in der Kraftentfaltung. Zudem liegen die Bremshebel sehr gut in der Hand. In einigen Tests wurde angemerkt, dass Carbon-Bremshebel die bessere Wahl gewesen wären. Diese Meinung teile ich nicht. Die Alu-Bremshebel fühlen sich sehr wertig an und passen meines Erachtens zum Erscheinungsbild der Ekar. Carbon bringt hier keinen Mehrwert.    

Die Campagnolo Shamal Laufräder sind optisch ein Genuss und funktional eine klare Kaufempfehlung. Durch den überwiegenden Geländeeinsatz hatte ich befürchtet, dass die glänzenden Carbonfelgen mehr in Mitleidenschaft gezogen werden, als es bisher tatsächlich der Fall ist. Kaum Kratzer oder Macken. Dabei werden die Laufräder nicht geschont und müssen einiges einstecken. Zuletzt bin ich mit ca. 45 km/h derart auf einen Steinbrocken aufgefahren, dass ich mit beiden Schuhen ausgeklickt bin. Das Open ist unbeirrt weiter geradeaus gerollt und in der Felge war nicht mal ein Schlag.

Die sonstigen Anbauteile von Zipp, Chris King und Fizik verrichten unauffällig ihren Dienst. Zu den WTB Riddler Reifen habe ich einen separaten Beitrag geschrieben.

Fazit

An das Open hatte ich hohe Erwartungen. Die haben sich glücklicherweise vollumfänglich erfüllt. Als nächstes steht ein Service bei bikeinnovations an. In dessen Rahmen wird auch mein Interim 90 mm Syncros Vorbau (den hatte ich noch im Fundus) gegen einen Zipp Vorbau getauscht. Zudem wird die Schaltung auf Herz und Nieren geprüft. Ich bin also guter Dinge, dass die Schaltung bald so unauffällig, leise und präzise funktioniert wie der Rest des Open WI.DE.

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