Leeze Boom Board – Erster Eindruck

Leeze Boom Board

Tatsächlich habe ich mich nun an Zwift gewöhnt. Das freie Fahren gefällt mir sehr gut, die Landschaften und Strecken finde ich auch soweit abwechslungsreich. Sehr viel mehr als zwei Stunden halte ich es allerdings auch auf Zwift kaum aus. Das liegt weniger an der App selbst als an der statischen Position auf dem Bike. Was tun?

Das Wackelbrett

In diversen Zeitschriften und auf Instagram ist mir das Boom Board des deutschen Herstellers Leeze aufgefallen. Es ist eine Art Wackelbrett, auf das ich das Bike samt Smart Trainer stelle, mit Kabelbindern befestige und ein natürlicheres Fahrgefühl haben soll. Das natürliche Fahrgefühl soll dadurch erreicht werden, dass das Brett auf einer gefederten Konstruktion steht, die eine Neigung nach rechts und links zulässt. So ähnlich wie Gleichgewichthalten auf dem Rad – ohne allerdings Gefahr zu laufen runterzufallen. Zudem soll es durch die ausgleichenden Bewegungen des Körpers die Tiefenmuskulatur trainieren. Ich war neugierig und habe mir das Teil bestellt.

Der Aufbau

Die Konstruktion kam per Spedition in einem recht großen Paket. Insgesamt besteht der Inhalt des Pakets aus vier größeren Holzplatten, ein paar Schrauben, Verbindungsbrettern und zwei Federn. Eine Aufbauanleitung sucht man vergebens. Es wird auf ein YouTube-Video verwiesen, das zu schnell abläuft und das ich zig-Mal pausieren musste. An sich ist der Aufbau nicht allzu kompliziert, wenn man erst mal durchschaut hat, welche Teile in welcher Reihenfolge miteinander verbunden werden müssen. Eine schriftliche Anleitung wäre mir dennoch lieber gewesen. Die hätte auf ein DIN-A4 Blatt gepasst.

Die Qualität der Holzzuschnitte ist gut, wenn auch nicht überragend. Zudem hatte sich ein eingeklebtes Gewinde einer Verschraubung gelöst. Nicht dramatisch und lösbar, sollte aber dennoch nicht vorkommen. Insgesamt habe ich knapp 45 Minuten gebraucht inklusive Montage meines Wahoo KICKR Cores.

Leeze Boom Board Verbindungsbretter
Leeze Boom Board Verbindungsbretter

Erster Test

Wie vermutet, war die erste Zwift-Fahrt etwas ungewohnt. Das Fahren im Sattel ist angenehm. Komisch wird es, wenn es in den Wiegetritt geht. Das Vorderrad, das nicht fixiert ist, wackelt ungewöhnlich stark hin und her.

Mit der Platzierung der Federn zur Härteeinstellung der Neigung musste ich ein wenig spielen. Die Federn habe ich nun recht weit außen positioniert, sodass insgesamt eine härtere Federung erreicht wird. Man sollte penibel darauf achten, dass die Federn auf beiden Seiten die gleiche Position im Verhältnis zum äußeren Rand haben. Wenn das nicht der Fall ist, entsteht ein leichtes Ungleichgewicht. Ich hatte das Gefühl, auf eine Seite zu „kippen“. Das Rad sollte auch genau mittig auf dem Brett platziert sein, sonst entsteht dasselbe Ungleichgewicht.

Die ersten paar Fahrten waren eher unspektakulär. Das kippelige Gefühl im Wiegetritt empfand ich weiterhin als störend.

Das Boom Board im Alltag

Das Board fahre ich nun mittlerweile ein paar Wochen, d.h. ein paar hundert Kilometer. Seit vier Wochen folge ich einem Trainingsplan der Zeitschrift Tour, der immer wieder härtere Intervall-Einheiten und Sprint-Einheiten vorsieht.

Genau bei diesen härteren Einheiten spielt das Boom Board meines Erachtens seine Stärke aus. Vor allem bei den Sprints empfinde ich ein sehr realistisches Gefühl und kann härter in die Pedale treten als auf einem statischen Trainer.

Auf langen Grundlageneinheiten, die ich in erster Linie sitzend absolviere, kann ich ehrlicherweise keinen allzu großen Unterschied feststellen. Mit etwas gutem Willen kann ich sagen, dass ich vielleicht etwas länger ohne Schmerzen durchhalte – das kann aber auch genauso gut an der Tagesform liegen.

Das nervöse Wackeln des Vorderrades habe ich dadurch in den Griff bekommen, dass ich insgesamt Oberkörper und Arme beim Wiegetritt aktiver einsetze. An sich so wie draußen auch. Insofern vermittelt das Boom Board tatsächlich ein realistischeres Fahrgefühl.

Alles in allem habe ich mich ans Fahren mit dem Wackelbrett gewöhnt. Als Verbesserungsvorschlag würde ich anstatt der Kabelbinder zur Befestigung des Smart Trainers eher breite Spanngurte verwenden. Die Kabelbinder verrutschen hin und wieder, sodass ich das Bike regelmäßig neu auf dem Brett ausrichten muss.

Würde ich mir das Leeze Boom Board erneut kaufen? Ich kann es nicht mit Gewissheit sagen. Für ambitionierte Radsportler ist es sicherlich ein Gewinn. Für mich als Normaloradler ist es möglicherweise noch zu früh, um eine eindeutige Aussage zu treffen. Vielleicht greife ich das Thema im kommenden Winter wieder auf, wenn ich noch mehr Erfahrung sammeln konnte.

Leeze Boom Board von oben
Leeze Boom Board von oben

5 Kommentare bei „Leeze Boom Board – Erster Eindruck“

  1. Breite gute Klettbänder sind die Lösung für die 1x zu benutzenden Kabelbinder.

    1. Hallo Xaver,

      vielen Dank für den Tipp! Werde ich mal ausprobieren.

      Grüße
      Stefan

  2. Hi Stefan,
    Kannst du ein kleines Update bzgl. des Boards geben?

    1. Hi Carsten,

      würde mir das Board wahrscheinlich nicht mehr kaufen. Einige der aktuellen Smart Trainer haben auch eine gewisse seitliche Neigungsfunktion. Würde eher darauf achten und das Geld in einen diesbezüglichen Smart Trainer stecken.

      Plane allerdings auch nicht das Board zu verkaufen. Jetzt wo ich es habe und die Investition getätigt ist, nutze ich es auch. Auch wenn sich bei mir kein Aha-Effekt eingestellt hat. Nice-to-have aus meiner Sicht. Wie geschrieben: bin eher Normalo-Radler. Profis und ambitioniertere Radfahrer mögen da eine andere Sicht drauf haben.

      1. Hi Stefan,
        Vielen lieben Dank für die Info.

        Viele Grüße Carsten

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