Gravelreifen-Test: WTB Riddler

WTB Riddler Test

In meinem ersten Gravelreifen-Test habe ich bereits angekündigt, dass ich über den WTB Riddler berichten werde, der seit gut 1.000 km an meinem Open WI.DE montiert ist. Damals habe ich mich unter anderem deswegen für das WI.DE entschieden, weil ich darauf deutlich breitere Reifen montieren kann als zum Beispiel auf einem Open UP. Die maximale Breite bei 28“ Reifen gibt Open für das WI.DE mit 46 mm an. Den Riddler habe ich gewählt, weil er zum einen mit einer Breite von 45 mm den Spielraum gut ausnutzt und zum anderen über ein interessantes Profil verfügt, das sowohl im Gelände als auch auf der Straße funktionieren kann. Darüber hinaus habe ich mich bewusst für die sog. Tan-wall-Variante mit der braunen Seitenwand entschieden – in erster Linie aus optischen Gründen.

Erster Eindruck

Als ich mein Open das erste Mal mit den vermeintlich dicken Reifen sah, war ich eher überrascht, dass sie gar nicht so voluminös wirken und der optische Unterschied zu meinen bisher genutzten Reifen in 40 mm Breite gar nicht so gravierend ausfällt.

Als tubeless-Fan wurden die Reifen entsprechend tubeless montiert. Als Dichtmilch kam das Produkt von Muc-Off zum Einsatz. Dadurch, dass ich zu ca. 80 Prozent im Gelände fahre, fahre ich mit einem Luftdruck von ca. 2,5 bar.

Die ersten zwei, drei Fahrten haben mich direkt begeistert. Der Reifen rollt flüssig, erstaunlich leise auf Asphalt und komfortabel, aber nicht schwammig im Gelände. Die ersten Ausfahrten habe ich auf breiten Waldwegen gemacht, sodass dem Reifen nicht allzu viel abverlangt wurde.

Dann ging leider das Dilemma los: als ich eines Abends das neue Rad aus dem Keller holen wollte, habe ich festgestellt, dass der Vorderreifen komplett platt ist. Seltsam, da ich morgens noch frisch aufgepumpt hatte, der Reifen die Luft hielt und bis abends nicht bewegt wurde. Nach erneutem Aufpumpen und Ursachensuche habe ich ein Loch gefunden, genau an der Nahtstelle zwischen brauner Außenwand und schwarzer Lauffläche. Das Loch war so klein, dass es die Dichtmilch eigentlich hätte schließen müssen – tat sie aber nicht. Nach ein paar Mal Aufpumpen und Dicht-Versuchen mit der Muc-Off Milch im Reifen habe ich entnervt aufgegeben. Reifen runter, sauber gemacht, mit einem tubeless-Flicken geflickt und Stans Dichtmilch eingefüllt. Seitdem gab es keine Probleme mehr mit dem Vorderrad. Vorteil für diesen Test: ich konnte feststellen, dass sich der Reifen echt gut montieren lässt und mit Dichtmilch sofort nach Aufpumpen dicht ist. Sehr gut.

Blöderweise ist mir das Ganze auch noch mit dem Hinterrad passiert. Wieder an der Nahtstelle zwischen brauner Außenwand und schwarzer Lauffläche. Wieder Reifen geflickt und mit Stans Dichtmilch aufgefüllt. Zum Verzweifeln. Offenbar kommt dieses Phänomen bei manchen WTB Tan-wall-Reifen immer mal wieder vor. Ich habe mehr oder weniger das Glück, dass es bisher bei je einem Loch in Vorder- und Hinterrad geblieben ist.

In der Praxis

Die beiden Defekte, die offenbar eher etwas mit mangelnder Qualität als mit äußeren Einflüssen zu tun hatten, sind beide im Laufe des ersten Monats aufgetreten. bikeinnovations, der Händler meines Vertrauens, hätte sogar kulanterweise die Reifen getauscht. Das ist ein Service! So weit kam es dann allerdings nicht.

Von da an habe ich den Reifen nichts geschenkt. Das Open WI.DE verleitet zu einer offensiven und schnellen Fahrweise – im Rahmen meiner begrenzten sportlichen Möglichkeiten. Die Reifen haben ihren Dienst klaglos getan: Ob es mit 50 km/h über frisch aufgeschüttete Gravel-Abschnitte ging, über steinige Wurzeltrails am Königsstuhl oder über mit Schlaglöchern übersäten Asphalt. Der reine Straßenanteil hält sich bei mir in Grenzen. Wie oben schon erwähnt, funktioniert der Reifen auch sehr gut auf glattem Straßenbelag. Dabei rollt er leicht, lässt sich in Kurven gut kontrollieren und ist erstaunlich leise. Ich kann mir auch gut vorstellen, das Rad im Winter ausschließlich mit diesen Reifen auf der Straße zu nutzen. Den Komfort habe ich insgesamt als sehr hoch empfunden. Ebenso wenig hatte ich irgendwelche Probleme mit Durchstichen oder Durchschlägen. Der Reifen macht einfach Spaß und ist superzuverlässig.

Die Abnutzung nach 1.000 km hält sich auch in Grenzen. Am Vorderreifen sind kaum Abnutzungserscheinungen zu sehen. Am Hinterrad sind die kleinen, dicht beieinanderstehenden Mittelstollen minimal runtergefahren. Ich schätze, dass ich den Hinterreifen noch mindestens 600 bis 1.000 km fahren kann.

Für alle Open WI.DE Besitzer: der Reifen baut im Rad recht voluminös. D.h. mit 45 mm hat er die maximale Reifenfreiheit des Rades voll ausgeschöpft, vor allem am Hinterrad. Zwischen Reifen und Sitzstrebe beträgt der Abstand nur wenige Millimeter.

WTB Riddler im Open WIDE
WTB Riddler im Open WIDE

Fazit

Generell wechsle ich Reifen gern mal durch, um etwas Neues auszuprobieren. Der Riddler wird allerdings einen festen Platz in meiner Reifenrotation haben. Ihm gelingt der Spagat zwischen Geländetauglichkeit und Leichtlauf auf der Straße meines Erachtens sehr gut. Ich gehe so weit, dass er die perfekte Mischung aus Schwalbe G-One Allround und Maxxis Rambler ist (siehe Test). Mein bisheriger Favorit, der Rambler, hat eventuell leichte Vorteile im Gelände, rollt dagegen auf der Straße nicht so gut wie der Riddler. Dadurch, dass er sich so gut geschlagen hat, kann ich mittlerweile über die anfänglichen Qualitätsprobleme hinwegsehen.

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