Stoll Bike M1 – erste Saison

Über das Kauferlebnis meines Stolls und die ersten Eindrücke des M1 habe ich zuvor in einigen Beiträgen berichtet. Bin aber noch einen etwas ausführlicheren Bericht schuldig, wie sich das M1 nach über einem Jahr im Einsatz geschlagen hat. Dafür, dass ich das Rad nun schon über ein Jahr habe, bin ich hinsichtlich der Kilometerleistung wenig gefahren. Bisher stehen ca. 900 km auf der Uhr. Das kommt daher, dass ich normalerweise eher kurze Touren mit dem Bike fahre. Meist kommen da nur 20 bis 40 km zustande. Allerdings sind es pro Tour zwischen 500 und 1.500 Höhenmeter. Raus aus meiner Haustür geht es quasi direkt hoch in den Odenwald. Zudem war ich den Großteil des vergangenen Jahres auf dem Rennrad und Gravel Bike unterwegs.

Fahrverhalten

Die richtige Kaufentscheidung getroffen zu haben, zeigt sich, wenn man ein Rad einfach gerne fährt. Man setzt sich drauf und denkt: geil! So geht es mir jedes Mal, wenn ich mich aufs Stoll schwinge. Die Proportionen des Rades passen perfekt, ich fühle mich wohl und habe ein Gefühl der Sicherheit. Dieses Sicherheitsgefühl habe ich sowohl bergauf als auch bergab.

Den Berg hoch ist das M1 über jeden Zweifel erhaben. Ich sitze zentral im Rad und muss nicht auf dem Sattel rumrutschen oder ständig meine Sitzposition verändern. Das Stoll geht willig voran. Dabei wird der Vorwärtsdrang weder durch lange Forststraßen noch durch steile Trails bergauf begrenzt. Egal, wie steil es wird, das Vorderrad bleibt am Boden und das Hinterrad hat genug Traktion.

Dadurch, dass ich bewusst auf einen Remote Lock-Out der Gabel und des Dämpfers verzichtet habe, spiele ich auch nicht allzu viel manuell am Lock-Out rum. In meinem Hausrevier kenne ich die Strecken. Auf langen Anstiegen auf Forststraßen blockiere ich das Fahrwerk. Geht es bergauf über Singletrails, mache ich das Fahrwerk komplett auf. Die Plattform nutze ich so gut wie nie. Mit offenem Fahrwerk saugt sich das Bike förmlich am Boden fest, nichts wippt oder fühlt sich schwammig an. Wenn ich Streckenabschnitte nicht kenne, lasse ich im Zweifel das Fahrwerk offen. Auch bergab fühle ich mich sehr sicher. Für meinen Fahrstil ist das Bike die perfekte Kombination aus Wendigkeit und sicherem Geradeauslauf bei hohen Geschwindigkeiten. Auch für die anspruchsvolleren Trails im Odenwald reichen die Downhill-Fähigkeiten des M1 locker aus. An die Grenzen stößt das Bike, wenn es steinig und verblockt wird, man das Gas aber dennoch stehen lässt. Da merkt man den begrenzten Federweg von 120 mm vorne und hinten. Ab einem gewissen Punkt geht die Kontrolle verloren und ich fange an zu schlingern. Aber tatsächlich nur, wenn es ruppig wird. Für Bikepark-Einsätze würde ich das Bike nicht hernehmen – aber wer kauft auch schon ein Stoll M1 für den Bikepark?

Stoll M1 Onza Porcupine
Stoll Bikes M1 mit weißen Onza Porcupine

Komponenten

Was an dem Rad auffällt ist, dass es komplett leise ist. Nichts klappert, schleift oder rasselt. Das ist echt verblüffend. Von Beginn an war das Rad perfekt eingestellt. Bisher musste ich noch nicht mal die Zugspannung der Sram XX1 nachstellen. Die 12 Gänge schalten sich knackig und präzise in jeder Lebenslage. Verschleißerscheinungen gibt es auch nicht. Habe kurz gezuckt, als die Sram AXS rauskam und ich mir dachte, dass die super ans Stoll passen würde. Allerdings funktioniert die mechanische XX1 so hervorragend, dass ein Wechsel auf die elektronische Schaltung für mich keinen Sinn macht.

Von den Shimano XTR Bremsen mit zwei Kolben bin ich etwas enttäuscht. Nicht von der Haptik und Optik – die sind erste Sahne. Die Bremswirkung lässt aus meiner Sicht etwas zu wünschen übrig. Ich finde die Bremse ein wenig zu schwach auf der Brust.

Die Fox Factory 34 SC Gabel ist dagegen ein Traum: leicht, steif und sehr geschmeidig. Sowohl in der Gabel, als auch im Rock Shox Dämpfer habe ich den Luftdruck im Vergleich zur Auslieferung um einiges erhöht. Ich mag es etwas straffer und will bergab mehr Reserven bei groben Schlägen. Direkt bei den ersten Fahrten ist mir die Gabel zwei Mal durchgeschlagen. Hätte die Erhöhung des Luftdrucks keine Wirkung gezeigt, hätte ich auf Volumen Spacer zurückgegriffen. Hervorzuheben ist noch die YEP Uptimizer Sattelstütze. Zuverlässig verrichtet sie ihren Dienst. Ein Top-Produkt. Die weiteren Anbauteile sind unauffällig und tragen ihren Teil zum sehr guten Gesamteindruck des Stoll M1 bei.

Was würde ich ändern?

Mit dem Rad bin ich rundum zufrieden. Müsste ich mir heute ein neues Mountain Bike kaufen, würde ich wieder ein Stoll kaufen – ohne Zweifel.

Bei den Komponenten werde ich noch ein paar Änderungen vornehmen. Die Bremse werde ich vermutlich austauschen gegen eine XTR mit 4 Kolben oder gegen eine Trickstuff. Wenn das Rad in den Service geht, werde ich zudem einen Chris King Steuersatz einbauen lassen. Den gab es vor einem Jahr noch nicht fürs Stoll. Vermutlich werde ich die XX1 GXP Kurbel gegen eine XX1 Dub Kurbel tauschen. Nicht wegen des Tretlagerstandards, aber meine Kurbeln haben schon einige Steinbrocken abbekommen und das Carbon splittert zum Teil schon tief ab.

Apropos absplittern: das Unterrohr ist auf einer Seite heftig verkratzt. Mir ist das Rad in einer harmlosen Kurve weggerutscht und aus kleiner Höhe auf einem Stein gelandet. Es scheinen nur oberflächliche Kratzer zu sein, die offenbar wieder rauspoliert werden können. Das wird auch im Zuge des nächsten Service bei Thomas in Osterfingen erledigt – wenn wir dann mal wieder reisen können. Denn das Stoll muss unbedingt mal in die Alpen!

Kratzer im M1
Kratzer im Stoll Bike M1

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