Nach dem Sommer 2018 kaum zu glauben, aber es wird wieder Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, wie man als Radfahrer durch die nasse und kalte Jahreszeit kommt. Zum Thema Kälte folgt ein separater Beitrag.
Dadurch, dass ich das ganze Jahr draußen fahre, habe ich eher in meine Radkleidung investiert als in einen Indoor-Trainer. Das Thema Indoor-Trainer reizt mich zwar schon irgendwo, unterm Strich bin ich dann aber doch lieber an der frischen Luft. Und getreu dem Motto „es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung“, will ich im Folgenden beschreiben, was mich bei Regenfahrten trocken hält.
Gelände vs. Straße
Bei der Wahl der Regenkleidung macht es zunächst einen Unterschied, ob ich mich mit dem Mountain Bike oder Gravel Rad im Gelände bewege oder auf der Straße fahre. Im Gelände kommt zur Nässe auch noch Schlamm und Schmutz hinzu. Dazu trage ich im Gelände normalerweise einen Rucksack, was ebenso Einfluss auf die Wahl der Regenjacke hat. Im Gelände bewege ich mich im Schnitt auch langsamer und bin im dichten Odenwald eher durch Bäume vor dem Regen geschützt.
Regenjacke
Zur Sicherheit sei erwähnt, dass ich natürlich mehrere Schichten an Funktionsbekleidung trage. I.d.R. aus rein synthetischen Materialien. Merinowolle ist zwar gut, trocknet aber langsamer und ist für mich eher erste Wahl, wenn ich es langsamer angehen lasse, oder als Wechselunterhemd für den Rückweg (beim Mountainbiken). Sollte bei den Bekleidungsschichten irgendwo ein Baumwollteil dazwischen sein, ist es aus mit der Funktion der übrigen Schichten.
Meine Regenjacke fürs Mountainbike ist eine Mavic Rain Ride Jacke, die vor ein paar Jahren relativ günstig war. Sie verrichtet zuverlässig ihren Dienst, ist aber bei intensiven Einheiten nicht ganz so atmungsaktiv. Dadurch, dass ich selten länger als 2 Stunden im Regen fahre, passt das jedoch für mich. Auf der anderen Seite ist sie einigermaßen robust, und ich kann einen Rucksack tragen, ohne dass das Material an den Schultern durchscheuert.
Fürs Rennrad bin ich seit kurzem auf eine Castelli Gore Tex Shakedry Jacke umgestiegen. Sie ist sensationell leicht (ca. 100 g) und eben mit dem neuesten Gore Tex Shakedry Material ausgestattet, das absolut dicht ist und hoch atmungsaktiv. Der Clou daran ist u.a. auch, dass man die Regentropfen einfach abschütteln kann, und die Jacke ist wieder trocken. Ein weiterer großer Pluspunkt ist der, dass die Jacke dauerhaft wasserdicht sein soll, d.h. sie muss nicht nachimprägniert werden, was mir persönlich nach einigen Wäschen immer ein wenig auf die Nerven geht. Die erste Regenfahrt mit der Castelli war sehr erfolgreich – im Sinne der Wasserdichtigkeit und Atmungsaktivität. Die Jacke darf explizit nicht mit Rucksack gefahren werden. Daher verwende ich sie ausschließlich auf dem Rennrad.
Regenhose
Bei der Hose mache ich an sich keinen Unterschied zwischen Gelände und Straße. Hier verwende ich die meiste Zeit ebenfalls eine Mavic Rain Ride Hose, allerdings von etwas besserer Qualität und dadurch höherer Atmungsaktivität. Diese Hose ist schon einige Jahre eine zuverlässige Begleiterin. In Bezug auf die Robustheit bin ich jedoch etwas skeptisch. Bisher hatte ich noch keinen Bodenkontakt und bin auch im Gelände noch an keinen Büschen hängen geblieben. Kann mir vorstellen, dass die Hose dann relativ schnell Schaden nimmt.
Alternativ fürs Gelände habe ich noch eine kurze Regenhose von Endura. Die ist fürs Mountainbiken gemacht und dementsprechend robust. Ist aber eben auch nur eine kurze Hose, und wenn es richtig nass ist, wird es unterhalb der Knie irgendwann unangenehm: nasse und kalte Waden und Regen, der von oben in die Schuhe hineinläuft.
Schuhe
Für den Winter habe ich dedizierte Winterschuhe, die ebenfalls wasserdicht sind. Die Bedienung ist sehr einfach im Vergleich zu Überschuhen, und die Sohle ist bei Winterschuhen auch komplett dicht. Selbst beim Einsatz von Regenüberschuhen kommt das Wasser entweder durch die Schuhsohle durch Belüftungslöcher oder die Cleat-Bohrungen oder es läuft von oben rein und die Socken saugen sich voll wie ein Docht. Apropos Socken: seit neuestem verwende ich wasserdichte Socken von SealSkinz in den Winterschuhen und bin total begeistert. Die Füße sind trocken und dadurch auch angenehm warm. An sich reichen auch wasserdichte Winterschuhe aus, aber mit den wasserdichten Socken gehe ich auf Nummer sicher.
Sonstiges
Was ich früher komplett abgelehnt habe, nutze ich nun sehr häufig: Schutzbleche. Für all meine Räder habe ich Steckschutzbleche, die mittlerweile wirklich gut sind und das Gröbste abfangen. Für meinen Rucksack nutze ich zusätzlich eine Regenhülle, die den Rucksack gleichzeitig vor Verschmutzungen schützt.
Ein weiteres nützliches Utensil in der kalten Jahreszeit sind Neoprenhandschuhe. Die Hände werden zwar irgendwann trotzdem nass, das Neopren hält jedoch gut die Wärme.
Wenn es nur nieselt oder nur die Straßen nass sind, nutze ich auch regelmäßig die Jacken, Trikots und Hosen aus der Sportful Fiandre Linie. Die halten Spritzwasser zuverlässig ab und sind ausreichend warm – allerdings eher im Frühjahr und Herbst. Der nächste Sommer kommt bestimmt, und bis dahin genieße ich jede Regenfahrt. Tendenziell sind es die abenteuerlichen Fahrten im Regen, an die man sich lange zurückerinnert und dann froh ist, auch bei Sauwetter draußen gefahren zu sein.