Helme sind ein essenzieller Teil der Fahrradausrüstung. Zudem sind Helme ein höchst individueller Teil der Fahrradausrüstung. Durch die jeweils sehr unterschiedliche Kopfform fallen gewöhnlich schon von vornherein sehr viele Helmmodelle und sogar ganze Helmhersteller raus – so auch für mich. Als nun der Kauf eines neuen Rennradhelms anstand, habe ich mir eine Auswahl verschiedener Modelle und Hersteller bestellt. Umso erfreulicher war es, dass mir meine zuvor auserkorenen Favoriten von POC und Giro sehr gut passten. Was mache ich aber mit zwei Helmen fürs Rennradfahren? Macht ja keinen Sinn, beide zu kaufen, zumal beide auch eher zu den hochpreisigen Modellen gehören.
Welcher darf’s denn sein?
Nach reiflicher Überlegung habe ich mir vernünftigerweise nur einen Helm gekauft – nur, um mir ein paar Monate später den anderen auch noch zuzulegen … Denn so deckungsgleich sind die beiden Helme gar nicht – habe ich mir versucht einzureden. Ok, für den Vernunftmenschen braucht es tatsächlich keine zwei Modelle. Aber was ist am obsessiven Radfahrhobby schon vernünftig?
Nachdem ich beide Modelle nun über ein Jahr lang gefahren bin, haben sich für mich tatsächlich ein paar Unterschiede herauskristallisiert, die mich vor Fahrtantritt abwägen lassen, welchen Helm ich verwende.
Giro Aehter MIPS
Beim initialen Kauf hatte ich mich für den Giro entschieden. Das hatte mehrere Gründe: zunächst mag ich Giro und hatte davor schon viele Giro Helme. Ich war immer zufrieden. Ich mochte das dezente matte Schwarz, und er hat nicht so aufgetragen. Durch meine eher flache Kopfform sehen viele Helme sehr voluminös bei mir aus. Beim Giro ist das nicht der Fall.
Das MIPS System ist ein Sicherheitsfeature, das den oberen Teil des Helms von der eigentlichen Helmschale trennt. Die beiden Teile sind schwimmend miteinander verbunden, was im Falle eines Unfalls die Aufprallenergie schlucken soll. Konnte ich zum Glück noch nicht testen.
Der Aether trägt sich sehr unauffällig, so wie es sich für einen Helm gehört. Er ist ausgesprochen gut belüftet. Obwohl ich ihn eher fürs Rennradfahren gekauft habe, nehme ich ihn auch auffallend oft zum Mountainbiken. Vor allem bei längeren Touren im Sommer oder bei dem ein oder anderen Bike-Marathon. Eine klassische Radkappe oder im Winter eine Helmmütze passt auch sehr gut drunter. Die Radbrille lässt sich bei längeren Anstiegen gut vorne am Helm einschieben.
POC Ventral
Der POC Ventral ist ein sogenannter Aero-Helm. Er hat weniger Belüftungslöcher und macht einen insgesamt voluminöseren Eindruck. Optisch mag ich das minimalistische Design und die klare Formensprache. Zwar sieht der Helm bei mir ein wenig klobiger aus, das Tragegefühl ist jedoch ausgezeichnet. Er ist sehr leicht und schmiegt sich angenehm um den Kopf. Zudem ist mir die Marke sympathisch.
Bei POC nennt sich das Sicherheitsfeature Spin, das im Grunde genommen ähnlich funktionieren soll wie das MIPS System: Die Rotationskräfte werden im Falle eines Aufpralls besser verteilt.
Im Gegensatz zum Giro Helm, ist der Ventral ein reiner Rennradhelm. Bisher war es für mich keine Option, ihn auch fürs Mountainbiken zu verwenden. Ein Aero-Helm auf dem Mountain Bike ist für mich eher befremdlich. Trotz weniger Helmöffnungen ist der POC Helm gut belüftet. Dies wird dadurch erreicht, dass der Fahrtwind vorne eintritt, durch den Helm geführt wird und hinten wieder austreten soll. Neben der guten Belüftung soll dadurch zusätzlich der Luftwiderstand minimiert werden. Für eine Kappe wird es dagegen eher eng unter dem Helm und widerspricht auch ein wenig dem Aero-Gedanken. Eine Radbrille lässt sich auch beim Ventral problemlos vorne in die Lüftungsschlitze stecken.
Der Vergleich
Beide Helme fahre ich sehr gern und bin froh, mir die Modelle zugelegt zu haben. Müsste ich mich für einen Helm entscheiden, würde ich auch im direkten Vergleich den Giro Aether nehmen. Warum? Weil es für mich der bessere Allround-Helm ist, der sowohl für die Straße als auch fürs Gelände geeignet ist. Er ist super belüftet und passt perfekt zu meiner Kopfform. Kurzum, der Aether ist mein Go-to-Helm an heißen Tagen auf dem Rennrad oder Mountain Bike oder auch, wenn ich weniger kompetitive Runden fahre – was die Regel ist.
Der POC Helm hat seine Stärke ganz klar in der Aerodynamik. Wenn es nicht brennend heiß ist und ich eine längere Rennradrunde fahre, nehme ich bevorzugt den Ventral. Ohne genaue Messungen gemacht zu haben, habe ich den Eindruck, dass der POC Helm „schneller“ ist. Vor allem dann, wenn es windig ist oder starker Gegenwind herrscht. Durch die geringfügig schlechtere Belüftung nehme ich ihn auch gern bei kälteren Fahrten oder im Winter. Eine dünne Helmmütze, z.B. von Gore oder Craft, passt auch unter den Ventral problemlos.
Nachtrag: Günstige Alternative
Beide Helme bilden eher die Speerspitze der jeweiligen Hersteller, vor allem auch preislich. Nicht jeder möchte so viel Geld für einen Helm ausgeben. Per Zufall bin ich nun auf ein Modell von Alpina gekommen. Und zwar habe ich im diesjährigen Gewinnspiel der Zeitschrift Tour gewonnen, u.a. einen Alpina Valparola RC Helm. Vermutlich würde ich mir nie einen Alpina Helm selbst kaufen. Beim Auspacken hat er allerdings einen wertigen Eindruck gemacht – und was mich überrascht hat: er hat super gepasst und hat gut ausgesehen. Insofern gebe ich dem Helm eine Chance. Nach den ersten Ausfahrten bin ich sehr zufrieden. Allerdings bin ich ihn aufgrund der niedrigeren Temperaturen ausschließlich mit Kappe gefahren und bisher auch nur zum Gravel- und Mountainbiken.
Für alle, die einen preislich vernünftigen Helm suchen und dabei auf Sicherheitsfeatures wie MIPS oder Spin verzichten möchten und keinen Wert auf einen großen Markennamen legen, kann der Alpina eine super Alternative sein.